Es fehlt heute an einer einheitlichen Grundlage, die wesentliche Daten und Informationen rund um den Verkehr beinhaltet. Aussagen zur Mobilitäts- und Verkehrssituation sowie kurz- bzw. langfristige Prognosen sind nicht möglich. Sowohl für zum Beispiel eine umweltsensitive Verkehrssteuerung als auch eine bessere strategische Planung von Maßnahmen wären solche Daten jedoch notwendig. Ein Verkehrsmodell fungiert hierbei als digitaler Zwilling der Mobilität und gibt einen tieferen Einblick in aktuelle Situationen und künftige Herausforderungen, einschließlich unterschiedlicher „Was-wäre-wenn“- Szenarien. Mit Hilfe der stetig erhobenen Daten können unter anderem Vorhersagen getroffen werden, wie sich der Verkehr über den Tag entwickelt, bzw. wie sich der Verkehr bei Ereignissen (Unfall / Baustelle / sonstige Verkehrsbeeinträchtigungen) verhält bzw. verteilt. Neben dieser kurzfristigen Abbildung und Lenkung des Verkehrs, soll mit dieser Datengrundlage die Strategie für die Mobilität der Zukunft umgesetzt werden. Auch Auswirkungen einzelner, aktueller Verkehrsereignisse können entwickelt werden.
Im ersten Schritt ist es wichtig, eine Datengrundlage zu schaffen. Dabei werden alle Verkehrsarten (PKW, LKW, Fahrrad, ÖPNV, Fußgänger*innen) gleich betrachtet. Mit einem Verkehrsmodell wird auf Grundlage der Bevölkerungsstruktur, des Mobilitätsverhaltens, der Pendlerdaten etc. ein Abbild des Verkehrs in Solingen geschaffen. Dieses bildet wiederum die Grundlage für kurz- und langfristige Verkehrsprognosen. Diese sind ein wichtiger Baustein für eine städtische Planungsgrundlage. Es ist wichtig, diese gewonnenen Informationen mit weiteren Daten kombinieren zu können. In einem nächsten Schritt geht es darum, diese aus einem Verkehrsmodell gewonnenen Daten mit weiteren Informationen (z.B. Umweltdaten zur Luftqualität, Geodaten) zusammenzuführen. Zur möglichst hohen Datensouveränität sollen dazu vor allem eigene Datenquellen (Induktionsschleifen, LiDAR-Sensoren, etc.) verwendet und ausgebaut werden.
Das Verkehrsmodell ermöglicht es der Stadt Solingen auch auf zukünftige Entwicklungen im Bereich des Verkehrs flexibel zu reagieren, da die Planungen aus einem zukünftigen Mobilitätskonzept stetig angepasst werden können. Grundsätzlich gibt diese valide, kontinuierlich fortgeschriebene Datenbasis, generiert durch ein Verkehrsmodell, den Planern ein Instrument in die Hand, mit dem sich der Verkehr besser nachvollziehen und die Mobilität der Zukunft gestalten lässt.
Ein Anwendungsfall, welcher auf der Datengrundlage eines Verkehrsmodells aufbaut, stellt die Modernisierung des Buspräferenzsystems dar. Das heutige Buspräferenzsystem ist mittlerweile seit über 20 Jahren im Einsatz und muss in den nächsten Jahren modernisiert und bzw. neu organisiert werden. Zukünftig soll das neue System zentralisiert arbeiten. An den jeweiligen Lichtsignalanlagen sollen die ankommenden Busse verschieden priorisiert (Fahrplanlage, Belegungsgrad etc.) und beschleunigt werden. Eine Beschleunigung des ÖPNV ist die Grundlage für seine Attraktivierung. Nur so können die in der Nachhaltigkeitsstrategie Solingens und weiteren verbindlichen Klimaschutzzielen auf Landes- und Bundesebene festgelegten Fahrgaststeigerungen erreicht werden. Obwohl das zukünftige Buspräferenzsystem zunächst vorrangig für den ÖPNV zum Einsatz kommen soll, lässt sich das System auf alle weiteren Verkehrsträger analog anwenden. Von der technologischen Grundlage sollen weiterhin auch Sondereinsatzfahrzeuge wie z.B. Rettungsfahrzeuge profitieren.
Orientierung für die Priorisierung weiterer Anwendungsfälle bietet die Solinger Nachhaltigkeitsstrategie und das Integrierte Stadtentwicklungskonzept City 2030, das auf eine Erhöhung der Aufenthalts- und Lebensqualität in der Solinger Innenstadt zielt. Für verkehrliche Maßnahmen steht die Achse Schlagbaum – Konrad-Adenauer-Str. – Goerdelerstraße - Werwolf im Mittelpunkt.